Jart

Es ist schon ein Weilchen her, genaugenommen im Winter 2012/13, als ich mir einen Jart gebaut habe. Da ich aber vom Bau ein paar Fotos geschossen habe, die ich mal in einem kurzen Baubericht zusammenfassen wollte, was ich aber nie gemacht habe, poste ich die nun hier. Besser spät als nie.

Eigentlich war ich ja scharf auf einen Rodent. Der Rodent, entworfen von John Higgins, und inzwischen schon bei Version 10 angelangt, ist ein bei den Amis beliebter Hangsegler für die wirklich windigen Tage. Er ist auf optimalen Speed und Durchzug ausgelegt, sehr robust gebaut, da man ihn nicht langsam landen kann. Ausserdem kann er Gerüchten nach auf bis 3kg aufballastiert werden, und das bei 1,6m Spannweite. Deswegen werden Segler dieser Kategorie auch passend «Lead Sled» genannt. Da es nicht einfach ist, einen Rodent zu bekommen, wurde das Konzept vielfach kopiert, die ähnlichste Variante ist wohl der Rudi von Richter aus Deutschland.

Reed Sherman hat sich auch an eine ähnliche, aber entschärfte Version gewagt. Er nannte seinen Segler Jart. Man konnte für 10$ oder so einen Plan des Jarts erwerben. Der Jart erfreute sich, gepusht durch das rcgroups Forum, einer grossen Beliebtheit und so entstand bald eine grosse Gemeinschaft von Jart-Bauern namens Jartworld und es folgten viele Bauberichte sowohl dort als auch auf rcgroups. Da es dem Erbauer freigestellt war, wie das Ding gebaut werden soll, gab es vom reinen Holzmodell bis zum CFK-Jart aus gefrästen Formen so zielich alles zu sehen. Auch ich habe mich anstecken lassen. Leider hat Reed die Rechte seines Modells an eine Firma verkauft, so gibt es nun Jarts aus EPP und GFK zu kaufen, aber wegen Copyright und so keine Pläne mehr, und auch Jartworld.com wurde abgeschaltet.

Nur, wie gross ist der Sinn, fern von unverwirbeten Küstenwinden so ein Ding zu bauen? Meine erste Englanderfahrung hat mich angefixt, öfters dorthin zu fahren. Und auch das passende Fluggerät mitzubringen. Und zudem hatte ich den Eindruck, ein paar neue Baumethoden lernen zu können. Die simple Form des Fliegers ist dazu prädestiniert.

Ich hab mich indes entschieden, mal ein Urmodell zu bauen, abzuformen und Rümpfe zu laminieren. Die Flächen wurden nach der Methode von Phil Barnes (der hat mal eine doppel-DVD verkauft, auf denen er detailiert zeigt, wie man das macht. Gibts aber nicht mehr) im Vakuumsack gepresst.

Rumpf: Um das Urmodell zu bauen, habe ich den Aufriss und Seitenriss (in 2 Hälften) aus Sperrholz gesägt und kreuzförmig miteinander verklebt. Dazwischen geviertelte Spanten mit der Frontsicht am jeweiligen Ort des Rumpfes. Die Zwischenräume mit Balsa gefüllt, jedenfalls da, wo die Kontur durchgeht. Das ganze dann mit 60er Schleifpapier zurechtgewetzt, feingeschliffen und mit 160er Glas überharzt. Harz leicht rot gefärbt, man will ja ein bisschen experimentieren. Das Seitenleitwerk ist ganz herkömmlich als Balsabeplankter Styrokern ausgeführt.

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Nach etwas Schleifen und spachteln musste die Flügelanformung ran. Während viele Jartbauer den Flügel einteilig machten, entschied ich mich für eine Ansteckfläche. Dazu habe ich 2 exakt gleiche Lehren aus Sperrholz gebaut, auf der die Position der Wurzelrippen und der HLW-Auflage mit passender EWD angeformt sind. Die Wurzelrippen sindinnen an der Lehre mit doppelseitigem Klebband genau befestigt und werden so an den Rumpf geharzt, danach wieder von der Lehre gelöst. Die Auflage des HLW wird einfach entsprechend ausgefeilt am Urmodell. Hinten liegt noch ein HLW herum, das zur einpassung verwendet wurde. Da der Jart schön geradeausfliegt und auch die EWD (0°) stimmt, gehe ich davon aus, dass die Methode ausreichend genau ist.

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Nochmals viel Spachtel drauf, fein verschleifen und immer wieder schwarz spritzen. So sieht man ungenauigkeiten im Licht sehr gut.

Nachdem der Rumpf in seiner vollen Pracht dalag, habe ich ihm eine Trennlinie für die Kabinenhaube eingeritzt, den Haubenbereich abgeformt und den Haubenbereich abgetrennt. Darüber kam ein ‹Kragen› aus Balsaholz, der um den Abstand der Haubendicke verjüngt war. So, dass später ein Absatz am Rumpf ist, der die Haube hält und nicht verrutschen lässt.

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Abformen. Leider löste die Fimo-Paste zum Spaltfüllen den Lack und den grünen Spachtel an. Somit wurde die Form im Bereich der Trennebe recht wüst. Dort muss ich jeden Rumpf nachschleifen. Also nix mit lackieren in der Form.

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Erster Rumpf, der in der Form entstand. Leider habe ich den Zettel mit dem Laminataufbau verlegt. Bin mir aber sicher, dass ich ganzflächig 160er Köper (1x 90°, 1x 45°) verlegt habe, mit einem 50er Gewebe als Oberfläche und nochmals 2-3 Lagen zusätzlichem 160er Glas vom Flügelbereich bis vorne. Das Einsatzprofil des Fliegers erfordert Stabilität und Gewicht, somit wurde das Ding recht stabil. Vorne kann man den Rumpf nicht von Hand verbiegen… Ausserdem befindet sich in jedem Rumpf noch ein Rohr für 1kg Messingballast.

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Ich habe 2 Rümpfe gemacht, einen leichten und einen schweren.

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Flügel im Rohbau. Ein paar Rovings für den Holm, Hochkant Balsa als Holmsteg, Steckung aus CFK-Schauch, die noch über den Stahlverbinder geschoben ist. Der Holmbereich im Steckungsbereich ist leer, den Verbinder habe ich erst nach der Beplankung des Flügels eingepasst. Damit die Fläche dann auch winklig zum Rumpf ist.

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Die erste Fläche, mit Glasfaser beplankt. 2x 160g Leinwand. Klingt nach viel, wurde aber nicht sonderlich schwer. Aber Bocksteif. Rudersteg nach Hartmut Siegmann aus Kohleschlauch mit Silikonscharnier. Bisschen fummelige Herstellung bei so kleinen Bauhöhen, aber brutal steif und leichtgängig. Ich habe noch einen 2. Flügel gebaut, mit 1x 160g Kohlegewebe, zwar ohne Holm, aber dafür mit einer Verstärkung aus 100g UD und einem Balsasteg. Der ist einiges leichter und genauso steif.

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Beide Flügel, vorm lackieren…Ach ja, die Nase ist aus Kevlar. Schlechte Idee, wie sich beim Schleifen und Verputzen derselben rausstellte. Das HLW hat einen Styrokern, 2 Lagen 50g Glas und einen Rudersteg aus Balsa und ist damit sehr leicht.

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Leider wurde im darauffolgenden Sommer nichts daraus, den Jart auszuprobieren. Der Juli auf der britischen Insel war eine durchgehende Flaute. Im Sommer 2014 wurde es allerdings ernst, der Erstflug des leichten Jarts fand bei einem steifen Südwestwind in Kimmeridge statt.

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Der Jart flog auf Anhieb gut, kam flott voran, hat Durchzug und ist sehr agil. Mit den Ruderausschlägen gemäss Bauplan rollt er schneller, als man schauen kann. Mit deutlich weniger Ausschlag fliegt er elegant und schön grossräumig, wie das seinem Piloten gefällt. Schwerpunkt und EWD sind auf Anhieb perfekt. Der Erstflug dauerte über eine Stunde. Leider habe ich das Modell schon beim ersten Flug arg lädiert, weil ich beim Ausholen zur Landung ins Lee die Windverhältnisse und des Jarts Abrissverhalten falsch eingeschätzt habe. Der Jart fiel einfach aus 20 Metern runter auf eine Schafweide. Flügel mehr oder weniger heil, Stahl krumm, Rumpf mehrfach gerissen. Ich hatte an den folgenden Abenden auf den Campingplätzen beim Reparieren genug Zeit, um mir Gedanken darüber zu machen, wie man so einen Jart besser landet.

Ein paar Tage später, am Bwlch. Wieder ein Traumwind, siehe meine Jacke… Ice Cream Slope. Jart 2 am Start. Fliegt genau so gut wie der erste (sowohl derPilot als auch die anderen anwesenden Modellflieger waren begeistert), landet genau so beschissen wie der erste. Da stärker gebaut ohne nennenswerte Schäden.

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Hier noch ein Bildchen mit beiden Jarts (der Gelbe ist wieder flügge…). Leider kommen sie viel zu wenig zum fliegen. Und ich zum landen lernen. Hier kann mans vergessen und auch die Tage in England mit entsprechend Wind sind eher selten. Dann lohnt es sich aber, so ein Gerät dabei zu haben. 2015 konnte ich noch den einen oder anderen Flug machen, sogar mit Ballast und gelungenen Landungen. Inzwischen studiere ich an einem extrem leichten Jart herum, oder ob man denen einfach einen Impeller aufsetzten könnte. Mal sehen, wies weitergeht.

Flicken & so

Wie bereits in einem älteren Post geschrieben, hatte ich meiner Canadair im Sommer etwas Aua gemacht.

Die zerlegte Maschine benötigt in der Werkstatt so viel Platz, dass ich kaum was anderes machen kann. Fräsen z.B.
Deshalb läuft die Reparatur auf Hochtouren. Hier der Rumpf. Viel abgesplittertes Vorgelat und ein paar Risse im Laminat. Zerbrochene Rumpfspanten (was haben die bloss für ein Holz genommen – das Zeugs splittert sowohl am Rumpf als auch am Flügel wenn mans nur anschaut…) Dank des guten Zugangs über Cockpit und Flügelausschnitt kann das gut von innen wieder neu geglast werden. Von aussen dann viel Spachtel. Die andere Seite sieht ähnlich aus.

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Die rechte Tragfläche muss recht viel vom Aufprall abbekommen haben. Zersplitterte Holmstege und eine gestauchte Beplankung, die gleich noch die Rippenvorderteile zerbröselt hat. Der Holm ist noch intakt. Deshalb habe ich einen Teil der Fläche vor dem Holm weggeschnitten und neu gebaut.

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Keine Ahnung, was Nitroplanes für eine komische Folie benutzt hat für diesen Flieger. Durch das Bad war die Folie wieder sehr verschrumpelt, und mein Folienbügeleisen musste ich fast auf Weissglut stellen, dass sich diese wieder spannte. Immerhin hat die Oracover, mit der ich die frisch gebaute Stelle verschlossen habe, genau das gleiche Gelb. Gut auch, dass ich beim Hebu noch passende Ersatzpontons bestellen konnte.

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Die Motorhalterungen….immer wieder imposant, wie gross die Dinger sind. Was noch kaputt ging: 3 Servos, 2 Regler und ein Akku. Der Empfänger tut noch.

 

Folgendes Bild hat nix mit der Canadair zu tun. Ich habe mir eine 5m ASW 27 angelächelt. Eigentlich fand ich ja den darunter liegenden Hornet-Rumpf schon gross. Dass der Unterschied von 4 auf 5m gleich so heftig ist, war mir nicht bewusst. Anyway, ich freue mich auf beide Flieger 😀

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