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musik modellflug fliegen diverses
Mailman und ich entschlossen uns zu einem wöchigen Bustrip mit unbekanntem Ziel und täglich spontan ausgewählter Route. Dabei sind auch ein paar Modellflieger, sowie zwei schicke Kopfbedeckungen. Unsere Reise beginnt am Montag, 4.August 2006. Ich hole Michi in Rapperswil ab, und anschliessend gings über einen kleinen Umweg über den Flugplatz Speck-Fehraltdorf, wo wir uns nach Kaffee, eingehendem Studium des Wetters und der Strassenkarten für eine Fahrt nach Italien entschlossen.

Die Fahrt führte über Schwyz, dem ersten Tank-, Nussgipfel- und Pinkelstop, über die Axenstrasse und den Gotthardtunnell ins Ticino, das wir in der Dämmerung erreichten. Im Marché bei Bellinzona verköstigten wir uns dann etwas intensiver, ein für mich obligatorischer Zwischenhalt auf allen Fahrten durch diese Gegend...

Wir entschieden uns dort für die Grenzüberquerung bei Lugano, um dann beim Comersee ein Plätzchen zum Übernachten zu finden. Da wir schon lange nicht mehr in Lugano waren, nutzten wir diese Gelegenheit für einen Zwischenstop, ein Bierchen für den Beifahrer und einer Bepinkelung des dortigen Sees.

Die Grenzüberquerung um Mitternacht stellte kein grösseres Problem dar, und schon waren wir am Comersee, von dessen Schönheit wir aber in der Dunkelheit nicht viel hatten. Am obersten Zipfel des Sees gabs dann Gelegenheit, etwas aufwärts zu fahren und bei San Bartolomeo haben wir dann nach diversen Kehrmanövern durch die engen Gässchen einen schönen Platz gefunden. Wir haben dabei einige Hunde geweckt, die den Rest der Nacht mit Bellen verbrachten. Wir hoffen, die Dorfbewohner mochten uns das verzeihen.

Es war spät nach 3 Uhr, als wir nach einem Bierchen in die Kojen stiegen.

Tag2:

Am See entlang wollten wir dann auf der anderen Seite des Sees wieder südwärts fahren, irgendwie sind wir dann aber doch auf die tunnellierte ausfahrtslose Autobahn gelangt, die uns nach Lecco brachte. Unterwegs war aber da noch ein Dorfbesuch mit kleinem Bummel. Weiss jetzt aber nicht mehr, wo das war. Jedenfalls haben wir einige uns zu touristisch anmutende Käffer durchfahren, bis wir uns für ein Dorf entschieden haben, das würdig genug war, von uns besucht zu werden. Danach ging es mehr oder weniger schnurstracks nach Bergamo, dort hingegen war die Orientierung - wie in allen grösseren italienischen Städten - so bescheiden, dass wir erst 1,5 Stunden später den Ausweg in die gewünschte Richtung fanden.

Natürlich haben wir dem Zufall, genau beim Flughafen vorbeizufahren, etwas nachgeholfen, uns vor die Piste gesetzt und unseren Lunch verspiesen. Ist aber etwas tote Hose, auf Bergamo Aeroporto.

Hab ich schon erwähnt, dass an dem Tag Ferragosta war in Italien? Alles ausgesorben, keine geöffneten Läden usw? Gegen Abend jedenfalls erreichten wir den Lago d'Iseo, den kleinen Bruder vom Gardasee. Nach einer kurzen Rast in Sarnico war dann eine Suche nach Essen angesagt. Wir klapperten buchstäblich alle Käffer am See ab, inklusive 3-maligem Umfahren einer Ortschaft zwecks Parkplatzsuche, aber irgendwie war überall alles voll, Feiertag sei Dank.

Ich habe meinen Bus in eine Ortschaft namens Vigolo in die Hügel hinaufgequält, wo wir auf ein Fest von Einheimischen gestossen sind, aber auf nix gescheites zum essen. Also machten wir kehrt und fuhren alles wieder runter. In Castro, ganz oben am See, hatten wir aber die Wahl zwischen verschiedenen Pizzerien, von denen wir natürlich die beste ausgewählt hatten.

Danach gings wieder auf die Suche nach einem Nachtplatz. Einen Umweg über Clusone und endlose Steigungen brachten uns hinauf bis Breno und Malonno, wo wir gegen 3 Uhr nachts wieder mal auf einer Anhöhe unser Glück versuchten. Neben einem verlassenes Bauernhaus fanden wir unser Plätzchen, und wiederum gabs ein Bierchen, bevor wir in der Büchse einschliefen.

Tag3:

Das Wetter hat sich geändert: Im Regen standen wir nun am Morgähn, mussten den Kaffee im Bus trinken und den weiteren Weg beraten. Wir entschieden, erstmal wieder zur Hauptstrasse zu fahren, im nächsten Dorf Malonno einen Kaffee zu trinken, und uns zu Beraten. Das Wetter, wurde schnell klar, war hier dank Südstau schlechter als im Norden, und so nahe am Brennerpass machte es Sinn, die Alpen zu überqueren und die nächsten Tage in Österreich zu verbringen. Zumal Michi noch nie in Ö war und gerne mal ein paar Eingeborene sehen wollte.

Unsere Meteodaten hatten wir via SMS von zuhause angefordert oder aus alten Zeitungen (Remember: Da war ein Feiertag, und niemand schrieb für heute eine neue Zeitung).

Wir stiegen am frühen Nachmittag wieder in den Bus und fuhren über Edolo zum Passo Tonnale, wo ich meinen alten Bus einmal mehr in die Höhe quälen musste, über die Via Nazzionale nach Cles und über einen weiteren Pass und die Strada del Vino nach Bolzano.

Dieser Weg war einfach sensationell, es erwarteten uns ausgestorbene Skidörfer, nachgebaute Burgen, eine eindrückliche Festung (Forte Strino) aus dem ersten Weltkrieg, die wir noch besuchten, und gigantische Apfelplantagen am Wegrand.

anschliessend wurde Bozen besichtigt und die dortige Anwesenheit kulinarisch zur Stärkung genutzt, bevor wir uns um Mitternacht wieder auf den Weg zur Schlafplatzsuche begaben. Doch erst war eine Überquerung des Brenners zu überwältigen.

Doch was für ein Pech. Unsere Modellfliegerakkus waren in dieser Zeit an das Ladegerät angeschlossen. Zwar waren diese nun voll, die Autobatterie jedoch leer. Mitternachts auf einem Parkplatz in Bozen, der italienischen Sprache nicht mächtig, galt es, ein Überbrückungskabel aufzutreiben. Gut eine Stunde versuchten wir Autofahrer - und auch einen Velofahrer - die besagten Parkplatz verliessen, um Hilfe zu bitten, doch keiner konnte uns helfen.

Jeder wollte anschieben helfen, was aber beim Automatikgetriebe nicht geht. Schliesslich hielten wir einen Bus der Post an, und fragten, ob es hier sowas wie einen Pannendienst gebe. Kurzerhand telefonierte der Beifahrer einem Kollegen, um die passende Nummer zu erhalten, und dann dem Pannendienst. Nach kurzem Fluchen und abruptem Gesprächsende teilte er uns mit, dass sowas 120€ kosten würde und diess viel zu teuer ist. Kurzerhand öffneten sie ihre Motorhaube und montierten ihre Batterie aus, die ich dann in meinen Bus einbaute, um den Motor zu starten und wieder meine eigene Batterie anzuhängen. Dies klappte auch vorzüglich.

Bange Minuten vergingen bei der Fahrt aus der Stadt, da mein Motor für seine Absteller im kalten Zustand bekannt ist. Glücklich über die Hilfsbereitschaft dieser zwei Pöstler und froh, wieder unterwegs zu sein, kurvte ich guten Mutes auf die Autobahn Richtung Brenner. Doch genau in diesem Augenblick schoss es mir durch den Kopf: Tank leer, ich hätte noch Tanken müssen.

Mit dem Tankzeiger am Anschlag auf der Pannenstreifenlosen Strecke mit vielen Tunnels vergingen ewig scheinende Minuten, bis endlich die erste Tankstellenausfahrt kam. Getankt wurde dann natürlich mit laufendem Motor.

Nach dem Brenner wagten wir an einer Raststätte auf Österreichischem Boden dann den ersten Shutdown und kauften uns gleich eine Karte vom Ösiland. Kurz vor Innsbruck fanden wir dann eine Bleibe für die Nacht in einem Waldstück. Aber vor dem Schlafengehen gabs selbstverständlich noch ein Bierchen.

Tag4:

Superwetter macht gute Laune, und so gings mit wenig Umwegen weiter nach Innsbruck, wo wir uns wieder einmal mit Lebensmittel und Wasser eindeckten und selbstverständlich noch den Flughafen besichtigten. Danach gabs noch klein wenig Uneinigkeit, Michi zog es nach Süden ins Sellrain, ich hingegen wollte noch einen kleinen Abstecher über Garmisch-Partenkirchen in den Norden machen.

Schliesslich gingen wir nach Süden, und noch einmal musste ich meinen Bus einen steilen Pass hinaufquälen, auf dessen Top ein Dorf namens Kühtai liegt. Dort machen wir Rast, kochten Unmengen an Kaffee und ich musste mit Entsetzen feststellen, dass meine Milch ausgegangen ist. Aber glücklicherweise hatte der Souvenirshop im ausgestorbenen Skiort offen und verkaufte mir einen Liter hochwertige UHT-Bergmilch von der Küh im Tai. Der Tag war für mich gerettet. Wir kraxelten mit unseren frischgeladenen Modellfliegern in die Höhe und flogen spasseshalber ein paar Aufwindlose Runden.

Wenig später fanden wir eine Superstelle für eine Übernachtung, doch der Hunger und der Wunsch, noch etwas weiterzufahren, liess uns noch ein bisschen mehr erleben. Nach Ötz hinunter war dann noch viel steiler als nach Kühtai, und als meine Bremsfuss aufgrund einer etwas heissen Bremse beinahe ins Leere griff, nahmen wir das zum Anlass, eine Pause einzulegen und das Oetztal bei beginnender Dämmerung von Oben zu betrachten. Ein toller Anblick!

In Oetz schiens nix essbares zu haben, also gings durch die Dämmerung weiter bis Imst. Das war genug gross für eine Auswahl an Restaurants, und da wir nicht wieder Pizza wollten, begaben wir uns in eine original Tiroler Gaststube mit Spätzle und Knödel. Doch die wollten uns um halb Zehn nichts warmes mehr servieren. Was noch geöffnet war um diese Zeit war - 3 mal Raten bitte - die Pizzeria!

Frisch gestärkt stand eine Überquerung des Hahntennjochs an. Der steilste und höchste Pass (1894m) Pass bis anhin, das ganze bei Nacht und Nebel und einer Saukälte draussen. Die Strasse war genau so schmal wie die Kurven eng, und ich konnte förmlich fühlen, wie es hinter dem Zaun an der Strasse in die Tiefe ging. Sehen konnte man davon nix.

Nach dieser Überquerung war es letzte Eisenbahn, einen Schlafplatz zu erwischen. Wir fuhren dann auf eines der zahlreichen Tunnels über der Strasse, die die Selbe vor Lawinen und Muren schützen sollte und nach kurzer Gefahrenanalyse und einem Bier legten wir uns zur Ruhe.

Tag5:

Es klopft an die Scheibe, ein Lastwagen hupt. Schnell bin ich wach. Zwei Arbeiter und ein Lastwagen, der offenbar an unseren Platz wollte. Ohne auszusteigen, bin ich auf den Fahrersessel geklettert und habe uns ein bisschen zur Seite gefahren. Nach einem Kaffee zum Zmorgä kurvten wir durchs Lechtal bis nach Bach, wo uns eine Sesselbahn in die Berge auffiel. Wir packten die Modellflieger und fuhren hinauf, um etwas zu fliegen. Die Bedingungen waren nicht sehr toll, es reichte für ein paar HLG-Flüge ohne obenbleib-Garantie. Es hat sich dennoch gelohnt und war eine Abwechslung zum ständigen Fahren.

Bei Bach hatte es zudem einen schönen Bach (neiaberau!), dessen Lauf wir durch zahlreiche Steinwürfe und Steindoks nachhaltig veränderten. Die auf dem Gaskocher gekochten Spaghetti waren zudem gleich mein Znacht, denn ein Resti besuchten wir an dem Tag nicht mehr. denn nach Lech kroch ich mit dem Bus den Flexenpass hinauf, auf dessen Top etwas abseits der Strasse wir den schönsten aller Schlafplätze fanden. Die grandiose Aussicht in der Dämmerung über die Täler, den Arlberg und die Gallerie, in der die Strasse wieder hinunterführte, liess einen die Kälte draussen glatt vergessen.

Tag6:

Flexenpass hinunter, Autobahn Richtung Bludenz, Feldkirch, Zoll, Sargans, Walensee nach Rappi. Kleiner Halt am Walensee, wo wir nochmals unsere Energie darauf verwendeten, alles mögliche an Baumstämmen in den See zu werfen und mit Steinen zu beschiessen. Ich musste noch nach Züri und freute mich auf das heimische Klo und eine Dusche. Jawohl, geduscht habe ich nie. Aber wir sind netterweise auch nicht unter die Leute gegangen.

Alle Fotos bei oszillator.ch und Mailman